Wärmepflaster – Erfahrungen aus der Naturheilpraxis
Rückenschmerzen sind kein Grund zum Lachen. Und immer mehr Menschen in Deutschland haben deshalb immer weniger Grund zum Lachen. Denn Rückenschmerzen gelten heute schon als eine „Volkskrankheit“. Rückenschmerzen sind aber „nur“ ein Symptom für eine Reihe von verschiedenen Ursachen. Wie die aussehen (können), das habe ich in folgenden Beiträgen beschrieben:
Schaut man sich die schulmedizinischen Ratgeber zu diesem Thema an, dann muss ich teilweise überrascht feststellen, dass hier sogar alternativmedizinische Verfahren empfohlen werden. Der „Netdoktor.de“ (netdoktor.de/symptome/rueckenschmerzen/#TOC4) bespricht auf seiner Webseite Homöopathie, Pflanzenkunde, TCM, Schüssler-Salze, Bach-Blütentherapie, Ayurveda, rückenfreundliche Ernährung, Aromatherapie und Wärmebehandlung und einige andere Verfahren mehr.
Die „Apotheken-Umschau“ (apotheken-umschau.de/Rueckenschmerzen/Rueckenschmerzen-Umfassende-Therapien-spezifisch-12812_8.html) hält die Liste an möglichen alternativen Verfahren deutlich kürzer, bevorzugt dagegen eher eine medikamentöse Herangehensweise. Kein Wunder, denn wir sind hier in der Apotheke. Und die verkaufen Medikamente. Aber auch die Apotheker kommen um eine Empfehlung nicht herum: Wärme (oder Kälte) als Thermotherapie. Stolz berichten die Apotheker: „Bewährte Wärmequellen sind Infrarotlicht, Kurz- und Mikrowellen (sie sind natürlich auch eine Form der Elektrotherapie) sowie Fango- und Moorbäder. Auch die Pharmazie hat hier etwas zu bieten: durchblutungsaktive Salben oder Hautpflaster mit Wirkstoffen wie Benzylnicotinat, Capsicumextrakt oder Nonivamid, die zudem durch Reizung von Temperaturfühlern in der Haut ein Wärmegefühl erzeugen.“
Wenn Rückenschmerzen auftreten, empfehlen viele Ärzte fast reflexartig Schmerzmittel in Form von Tabletten, aber auch Salben, wie zum Beispiel Voltaren. Paracetamol scheint auch weit oben auf der Indikationsliste der Ärzte zu stehen, obwohl die Substanz in einer Reihe von Fällen nicht besser wirkt als Placebo. Traumeel ist ein homöopathisches Kombinationspräparat von einer Reihe von pflanzlichen Wirkstoffen. Man kann das Präparat eher als einen „Allrounder“ bezeichnen, das gute Wirkung bei Verstauchungen hat zeigen können. Für die Indikation Rückenschmerzen scheint es jedoch noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu geben.
Sollten sich zu den Schmerzen noch Entzündungen dazugesellen beziehungsweise die Ursache der Schmerzen sein, dann empfehle ich in der Regel Heilerde und/oder Quarkwickel, und gegebenenfalls Pflanzentinkturen zum Einreiben.
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Wärme + Pflaster = Wärmepflaster
Aber die schulmedizinische Idee, Wärme gegen Rückenschmerzen einzusetzen, ist keine schlechte Idee. Wärmflaschen, Kirschkernsäckchen etc. sind zwar keine spektakulären „medizinischen Durchbrüche“, wirken aber oft als wenn sie es wären. Etwas „medizinischer“ kommen dann die Salben und Pflaster daher, da sie die Wärme in und nicht nur auf der Haut zu erzeugen scheinen. Die Frage ist aber, ob die Pflaster (und Salben) überhaupt die Wirkung bringen, die man sich von ihnen erhofft. Oder sind hier nicht auch Placeboeffekte mit am Werk, die nur eine Art „Scheinlinderung“ mit sich bringen?
Dr. Peter Sawicki war der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Er hatte vor wenigen Monaten für den „Spiegel“ (spiegel.de/gesundheit/diagnose/traumeel-thermacare-kytta-salbe-waermepflaster-im-check-a-1018191.html) eine Bewertung der Wärmepflaster durchgeführt, indem er entsprechende Studien zu den einzelnen Präparaten als Grundlage der Bewertung nahm. Folgendes kam dabei heraus:
Das ABC-Pflaster wirkt etwas schmerzlindernd, was aber auf einem psychologischen Effekt beruhen könnte. Denn die mit Placebo kontrollierten Studien zu dem Produkt hatten den eklatanten Nachteil, dass die Teilnehmer immer wussten, ob sie ein „echtes“ Pflaster bekamen oder nur ein Placebo-Pflaster. Denn immer wenn die Haut brannte, handelte es sich um ein echtes Pflaster. In einem „sauberen“ Studiendesign jedoch sollten weder behandelnde Ärzte, noch die Teilnehmer wissen, ob die Testsubstanz ein Placebo oder das Verum ist.
Kytta-Salbe (Balsam) ist laut Dr. Sawicki nicht sonderlich gut untersucht. Aber es gibt wohl Erfahrungsberichte und eine methodisch etwas fragwürdige Studie, die gezeigt haben, dass im Falle von Rückenschmerzen nach 5 Tagen rund 95 Prozent der Schmerzintensität abgenommen hatte. Jeder Dritte berichtete nach wenigen Stunden nach dem Einreiben von einem deutlichen Effekt der Salbe.
Für Traumeel scheint es keine Studien oder Anwendungsbeobachtungen bei Rückenschmerzen zu geben. Damit bleibt die Frage offen, ob Traumeel hier eine Wirkung zeigt. Da es sich hier aber nicht um ein „gefährliches“ Produkt aus der chemischen Fabrik handelt, spricht nichts dagegen, im Falle von Rückenschmerzen das Präparat zu probieren.
DOC-Therma – es handelt sich hier um einen „Wärme-Umschlag“, dessen Wirkstoffe Eisen, Aktivkohle und Wasser sind. Was für das ABC-Pflaster gilt, gilt auch hier für dieses Produkt: In einer Studie ist es so gut wie unmöglich, ein Placebo einzusetzen, das nicht von den Teilnehmern als solches erkannt wird. Von daher glaubt Dr. Sawicki, dass mögliche schmerzlindernde Effekte auch auf einem Suggestionseffekt beruhen können.
Ein weiteres Pflaster nimmt am Rennen teil: ThermaCare. Beurteilung: Siehe ABC- und DOC-Pflaster.
Das Fazit von Dr. Sawicki und eines Chefarztes einer Schmerzklinik in Dachau, Dr. Arnold, lautete zum einen, dass Wärme bei entzündlichen Veränderungen nicht indiziert beziehungsweise sogar kontraproduktiv ist. Zum anderen folgert Dr. Sawicki, dass weder Wärme, noch Pillen oder physikalische Behandlungsformen so gut sind, wie die normale, tägliche körperliche Betätigung und Aktivität. Ruhe sei auf jeden Fall der Schritt in genau die falsche Richtung.
Mein Fazit
Wärmepflaster und Salben sind nicht unbedingt der „wahre Jakob“. Wenn Wärme Linderung verschafft, dann leisten Wärmflaschen, Kirschkernsäckchen etc. genau so gute oder vielleicht noch bessere Dienste als Wärme-Pflaster und Co. Der einzige Nachteil von Wärmflaschen etc. liegt nur in der Tatsache, dass in der Apotheke der Umsatz an Pflastern und Salben zurückgeht. Und sollte man natürliche Wirksubstanzen benötigen, dann sind Heilerde, Quarkwickel und Pflanzentinkturen eine weitere Alternative.
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Beitragsbild: pixabay.com – kevin120415
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